„Nichts ist erledigt“ – unter diesem Motto hatte Klaus Staeck anlässlich seines 80. Geburtstags ins Willy-Brandt-Haus nach Berlin eingeladen. Genau genommen war es der SPD-Parteivorstand, der ihm zu Ehren den Abend veranstaltete. Es war eine kurzweilige Veranstaltung, die Politik und Kultur auf das Beste verknüpfte – was anderes hätte man erwartet bei einem so durch und durch politischen Künstler wie Staeck?
Dass er aktiv ist wie eh und je, und dass er andere aus ihrer Lethargie erwecken will und kann, dass zeigte der Grafikdesigner und Karikaturist Staeck an diesem Abend einmal mehr. Nach einer Laudatio des stellvertretenden SPD-Parteivorsitzenden Thorsten Schäfer-Gümbel gab es eine Diskussion mit der neuen Justizministerin Katarina Barley und der kulturpolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Sachsen Hanka Kliese – und Klaus Staeck erzählte launig: wie er in der DDR sozialisiert wurde, dass Kleinbürger nun einmal ängstlich sind, dass er ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und deshalb 41 Prozesse angestrengt habe – oder auch mit ihnen überzogen worden sei. Gott sei Dank habe er die meisten davon gewonnen.
ANEKDOTEN AUS DER JUGEND
Aber er lieferte auch interessante Anekdoten aus seiner Jugend – etwa, dass er einmal in der Schule eine Belobigung bekam für eine Wandzeitung, die er gar nicht gemacht hatte. Das war, nachdem er von der Schule versetzt werden wollte, weil ein Lehrer ihn diskreditiert hatte. Daraufhin wurden auch die anderen Schüler ihm gegenüber misstrauisch: er, der doch sonst immer aus der Reihe sprang.
Klaus Staeck ist nämlich neben der Tatsache dass er ein begnadeter Plakatkünstler, Agitator und Mutmacher ist, auch Jurist. Das kann ihm im Leben zugute. Weil er Protestant sei, und Protestanten sich für die Gesellschaft verantwortlich fühlten, hatte er einst der Umweltschutzorganisation Greenpeace geholfen, die beiden Verantwortlichen der Hersteller von FCKW groß zu plakatieren. Fluorchlorkohlenwasserstoffe werden für die Zerstörung der Ozonschicht verantwortlich gemacht und tragen zur globalen Erwärmung bei. Die Plakatierten fanden die Aktion weniger gelungen und strengten einen Prozess an – den Staeck gewann.
Und dann schickte der Provokationskünstler sich noch an, in der Zeit, in der Bernd Neumann Kulturstaatsminister im Kanzleramt (2005-2013) war, Präsident der Akademie der Künste in Berlin zu werden. Staeck erinnerte sich an den Titel, den die „Welt“ damals brachte: Zwei Auslaufmodelle sollen nun die Kulturpolitik in Berlin gestalten, hieß es in der Tageszeitung. Und ja, so kam es auch: Der CDU-Mann Neumann hat sich für den Film eingesetzt und mit dem aktiven SPD-Mann Staeck gut kooperiert.
„JEDER ZWEITE ABGEORDNETE IST EINE FRAU“
Bei der Diskussionsrunde mit Staeck, Barley und Co. hing hinter den Teilnehmern ein Plakat mit der Aufschrift: „Jeder zweite Abgeordnete ist eine Frau“. Auf dem dazugehörigen Foto indes sind nur Männer zu sehen. Und so war es bis 1983 ja auch fast – die Frauenquote im Bundestag war damals 8,3 Prozent. Dann kamen die Grünen hinzu und brachten eine Frauenquote von rund 50 Prozent mit. Bis zur letzten Legislaturperiode war der Anteil der Frauen im Bundestag immerhin bis auf 37 Prozent gestiegen. Jetzt liegt sie wieder bei 31 Prozent, und wesentlichen Anteil daran hat die rechtspopulistische AfD mit einem Anteil von nur 11 Prozent.
Katarina Barley würdigt Klaus Staeck als einen Mann mit Mut und Rückgrat wie wir ihn bräuchten: Der Rechtsstaat sei Grundlage der Demokratie, wir müssten pfleglich mit ihm umgehen. Menschen wie Staeck, die den Finger in die Wunde legten, würden dabei helfen. „Wir müssen das Verdruckste aufbrechen.“ Demokratie lebe in Zeiten von „Fake News“ durch die Diskussion, nicht durch die Hetze“, sagt Staeck. Künstler hätten große Freiheiten, könnten sich einmischen und Öffentlichkeit schaffen. Barley wandte sich auch an die Frauen: Diese müssten solidarischer miteinander werden und sich gegenseitig unterstützen.
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