Als ich als Sprecherin zur Veranstaltung „Change at next stop“ des Goethe-Instituts nach Bonn eingeladen wurde, war ich voller Vorfreude: Es sollten Umweltaktivisten und Umweltbildner aus nordafrikanischen Staaten und aus dem Nahen Osten zusammenkommen und mehr über Kampagnenarbeit und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sowie Bildungsarbeit in Deutschland erfahren.
Der Tag war denn auch eine Bereicherung für mich: engagierte, mutige Leute zu treffen, meist aus Staaten, die nicht eben besonders demokratisch organisiert sind, Menschen, die die Welt zum Besseren verändern wollen – all das schuf eine Tagungsatmosphäre des Aufbruchs und Mutmachens, des Sichverstehens und Kraftschöpfens. Ich bin sicher, den Aktivisten untereinander ging es genauso – schließlich ist, das weiß ich aus eigener Erfahrung, nicht jede Aktion ein Erfolg, man nicht immer und überall gerne gesehen. Es ist eine simple und gleichzeitig zentrale Herausforderung, nicht den Mut zu verlieren.
HANDELN „VON UNTEN“
In Bonn jedenfalls waren alle gerne gesehen! Das Goethe-Institut hatte die Tagung organisiert als Teil eines internationalen Projekts, um den Austausch von Best-Practice-Beispielen aus dem Themenbereich Umweltbildung zu fördern. Die Organisatoren sind der Überzeugung, dass die Ziele des Klimaabkommens von Paris 2015 nur erreicht werden können, wenn nicht nur Staaten und Verwaltungen sich an die Arbeit machen, sondern auch das Handeln „von unten“ dazu beiträgt. Wie, so die wichtigste Frage von „Change at next stop“, können Initiativen auf Grass-Roots-Ebene effektiv Aufmerksamkeit für Umweltthemen generieren?
PROTEST BRAUCHT POLITIK
Die Teilnehmer aus dem Sudan, Algerien, aus den Palästinensergebieten, Ägypten und anderen Staaten sind in ihren Ländern selbst sehr engagiert. Ich habe ihnen vieles über meine Kampagnenarbeit bei Greenpeace erzählt, über deutsche Politik und die Möglichkeiten, im System etwas zu verändern. Mir bewusst, dass es die deutsche Demokratie Aktivisten relativ leicht macht, haben wir bei Greenpeace gelernt, wie man den Protest auf der Straße organisiert, welche Persönlichkeiten für welche Situationen geeignet sind, wie brenzlige Situationen entschärft werden können. Mein Plädoyer beim Seminar in Bonn war, die Aktivitäten auf der Straße und die Politik immer als eine Einheit zu sehen: Protest braucht Ansprechpersonen auf politischer Ebene, soll er am Ende Erfolg haben.
Vielleicht habe ich den Teilnehmern einige Impulse mitgegeben. Aber, wie gesagt, sie sind selbst schon sehr aktiv in den NGOs ihrer Länder. Beeindruckt hat mich unter anderem der Mann aus Ägypten, die mit seiner Familie Müll einsammelt und verkauft. Aus der Anfangsaktivität ist mehr geworden, die Familie organisiert inzwischen das Sammelsystem für einen ganzen Stadtbezirk von Kairo – und sie klagt über Tetra-Paks. Der Verbundstoff, bei dem mehrere Materialschichten untrennbar miteinander verbunden sind, sei so schwer zu recyceln!
Das Bemerkenswerteste für mich war, dass auch die Teilnehmer aus den semi-demokratischen Ländern überzeugt waren, dass die Bevölkerung sich in die Politik einmischen muss, wo es geht. Sie wissen, dass das gefährlich sein kann, aber sie halten es für den richtigen Weg. Meine Hochachtung – und danke für diesen Tag!
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