Das Hamburger Umweltinstitut (HUI) e.V., ein gemeinnütziger Verein zur wissenschaftlichen Bearbeitung von Umweltthemen, hat eine neue Wirkungsstätte: das Museum der Zukunft in Lüneburg. Diese Einrichtung mit dem bewusst widersprüchlichen Namen entsteht derzeit in einer ehemaligen Kindertagesstätte in der Papenstraße.
Hier soll sich nach und nach das entwickeln, was dem Besitzer der Immobilie, Prof.Dr. Michael Braungart – Miterfinder des Konzeptes Cradle to Cradle sowie Professor an der Leuphana -, und dem HUI als Träger der Aktivitäten wichtig ist: ein Treffpunkt für alle zu sein, die etwas gegen den Klimawandel und für eine Welt des Miteinanders tun wollen, ein Ort der Begegnung, ein Forschungslabor für Studierende und – quasi als Wegweiser für alles andere – ein Ort, an dem Cradle to Cradle erprobt, gelebt und weiterentwickelt wird.
ABFALL IST NÄHRSTOFF
Cradle to Cradle – von der Wiege zur Wiege – ist ein Designkonzept, das EPEA-Gründer Braungart zusammen mit dem US-amerikanischen Architekten William McDonough entwickelt hat. Es beschreibt eine Welt, in der alle Materialien zwei Sphären, dem biologischen Metabolismus und dem technischen Metabolismus, zuzuordnen sind, damit kein Müll anfällt. Produziert wird nach den drei Prinzipien: Abfall ist Nährstoff, Nutzung erneuerbarer Energien, Zelebrieren von Vielfalt.
Im Museum der Zukunft wird Cradle To Cradle praktisch erprobt, mit innovativen Techniken und moderner Kommunikation. Am Wochenende gab es einen offenen Nachmittag für die Nachbarn, Anwohner und die interessierte Öffentlichkeit. Man wolle für die Zukunft forschen, erklärte Initiator Braungart. Er hat ein Team an seiner Seite, das die gleichen Ziele verfolgt wie er: den pädagogischen Leiter Gerhard Cassens und die Architekten Stephan Seeger und Susanne Puschmann, die mit dem Umbau des denkmalgeschützten Gebäudes von 1911 beauftragt wurden.
ESSBARE STUHLBEZÜGE
Veränderungen sollen im Prozess erfolgen: noch wird mit Holz geheizt, irgendwann – so der Plan – mit Algenöl und Brennstoffzelle. Die Teppiche sollen die Luft filtern, die Stühle im Haus haben bereits essbare Bezüge. Das Haus wird also nicht mit einem feststehenden Konzept innerhalb eines halben Jahres eine schnieke Puppenstube, sondern ist selbst ein Experimentierfeld. Erste Anregungen, das Haus als Treffpunkt zu etablieren, gab es bereits: „Wenn Sie einen Flohmarkt machen wollen oder Tomaten pflanzen – Sie sind willkommen“, meinte Michael Braungart an die Gäste gewandt. Umrahmt wurde der Willkommensnachmittag mit Kaffee und Kuchen, anderen Getränken und Musik von Casino-Set aus Lüneburg. Die Nachbarn waren angetan und in großer Zahl gekommen, um sich zu informieren.
FORSCHUNG MIT PILZEN
Die Studierenden der Leuphana Universität in Lüneburg haben in dem Haus ebenfalls schon einen Ort für ihre Anliegen gefunden: Im Keller betreiben sie dort Forschung mit Pilzen als Material für unsere Verbrauchs- und Gebrauchsgüter. Unter der Leitung von Braungart haben Studierenden im Masterstudiengang Sustainability Science bereits eine Weile an der Entwicklung, Nutzung und Verbreitung von pilzbasierten Materialien nach Cradle to Cradle Prinzipien geforscht. Sie richteten auch die ersten Lüneburger Pilztage im Januar dieses Jahres aus, die diverse Anwendungsmöglichkeiten dieser wunderbaren Lebewesen zwischen Tier und Pflanze beschreiben. So sind sie einsetzbar als Dämmmaterial, als Würze, als Heilmittel und vieles mehr.
Video vom Eröffnungstag des Museums der Zukunft: hier klicken
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