Sie setzen sich gegen Gewalt und den Klimawandel ein und adressieren die drängendsten Fragen unserer Zeit: Marthe Wandou (Kamerun), Wladimir Sliwjak (Russland), Freda Huson (Volk der Wet’suwet’en, Kanada) un die Legal Initiative for Forest and Environment (Indien) sind die Preisträgerinnen des Right Livelohood Awards („Alternativer Nobelpreises“) 2021.
Wir haben dies vier Changemaker ausgewählt, weil sie sich mutig für die Rechte von Frauen, Mädchen und indigene Völker einsetzen, weil sie für den Schutz des Klimas kämpfen und weil sie dieses in einer kooperativen Art und Weise tun. Sie versuchen, lokale Gemeinschaften zu stärken und zu mobilisieren.
Right Livlihood hat zur Verkündung der neuen Preisträger nachfolgende Pressemitteilung herausgegeben (Auszüge):
Die Arbeit der Aktivist*innen aus Kamerun, Russland, Kanada und Indien sind ein Beleg dafür, dass nachhaltige Veränderung möglich ist, wenn Gemeinschaften zusammenstehen. Vor dem Hintergrund der Klimakrise, mächtiger Regierungs- und Unternehmensinteressen und sogar terroristischer Bedrohung beweisen die Preisträger*innen des Jahres 2021, dass Solidarität der Schlüssel zu einer besseren Zukunft für alle ist.
Die Preisträger*innen 2021 sind:
Marthe Wandou (Kamerun) „für die Schaffung eines Modells des gemeindebasierten Kinderschutzes angesichts terroristischer Übergriffe und geschlechtsspezifischer Gewalt in der Tschadseeregion in Kamerun“;
Wladimir Sliwjak (Russland) „für seinen langjährigen Einsatz für den Umweltschutz und dafür, dass er den zivilen Widerstand gegen die Kohle- und Atomindustrie in Russland zu gestärkt hat“;
Freda Huson (Volk der Wet’suwet’en, Kanada) „für ihren furchtlosen Einsatz in der Rückeroberung der Kultur ihres Volkes und die Verteidigung ihres Landes gegen verheerende Pipeline-Projekte“;
und
Legal Initiative for Forest and Environment (Indien) „für ihre innovative juristische Arbeit, mit der sie Gemeinden in Indien beim Schutz ihrer natürlichen Ressourcen und in ihrem Einsatz für eine ökologische Demokratie unterstützen.“
„Die Right Livelihood Preisträger*innen 2021 sind unerschrockene Mobilisierer*innen, die zeigen, was Graswurzelbewegungen bewirken können“, sagte Ole von Uexküll, Direktor von Right Livelihood.
„Angesichts eskalierender Klima- und Umweltkrisen, Gewalt und eklatanter Menschenrechtsverletzungen setzen sich die Preisträger*innen durch Solidarität und gezielte Organisation erfolgreich für eine bessere Zukunft ein. Diese Aktivist*innen leisten nicht nur Widerstand, sondern mobilisieren ganze Gemeinschaften, ihre Rechte einzufordern: Sie werden zu Akteur*innen des Wandels, wo Regierungen versagen“, fügte von Uexküll hinzu.
Die Preisträger*innen des Jahres 2021 werden am Mittwoch, dem 1. Dezember, im Rahmen einer Live-Veranstaltung in Stockholm geehrt.
KURZBIOGRAFIEN DER PREISTRÄGER*INNEN 2021
Marthe Wandou (Kamerun)
Die Juristin Marthe Wandou ist Gender- und Friedensaktivistin. Sie setzt sich seit den 1990er-Jahren für die Prävention und Bekämpfung sexueller Gewalt gegen Kinder, insbesondere gegen Mädchen, sowie für die Betreuung der Überlebenden solcher Gewalt ein. 1998 gründete Wandou die Organisation Action Locale pour un Développement Participatif et Autogéré (ALDEPA) und engagiert sich seitdem für das Wohlergehen von Mädchen. Der ganzheitliche Ansatz der Organisation umfasst Bildung, psychosoziale Betreuung und rechtlichen Beistand.
Mehr als 50.000 Mädchen haben bisher von der Arbeit von ALDEPA profitiert, diese gründet auf der Mobilisierung ganzer Gemeinschaften und bezieht ganz gezielt Eltern, Kinder und führende Gemeindevertreter*innen ein. Die Organisation hat dazu beigetragen, den Brauch der Kinderehe nach und nach zurückzudrängen.
Wladimir Sliwjak (Russland)
Wladimir Sliwjak ist einer der engagiertesten und fachkundigsten Umweltschützer*innen Russlands. Er steht seit Jahrzehnten an der Spitze bedeutender zivilgesellschaftlicher Kampagnen gegen umweltschädliche Praktiken. Sliwjak hat Projekte zum Abbau fossiler Brennstoffe, zur Nutzung von Kernkraft und Kohle sowie zur Verbringung radioaktiver Abfälle aus dem Ausland gestoppt.
Als Co-Vorsitzender und Mitbegründer von Ecodefense, einer der seit Jahrzehnten führenden Umweltorganisationen Russlands, arbeitet Sliwjak intensiv an der Eindämmung von Umweltrisiken, der Entschärfung der Klimakrise und der Förderung erneuerbarer Energien in Russland.
In den vergangenen Jahren sind Sliwjak und Ecodefense wegen ihrer Arbeit ins Visier der russischen Behörden geraten. Ermutigt durch den wachsenden Einfluss junger Klimaaktivist*innen hat Sliwjak seinen Kurs dennoch beibehalten. Gemeinsam mit ihnen setzt er sich für eine sauberere und nachhaltige Zukunft in Russland und weltweit ein.
Freda Huson (Volk der Wet’suwet’en, Kanada)
Freda Huson ist ein weibliches Oberhaupt (Dzeke ze’) der Wet’suwet’en in Kanada. Als führende Persönlichkeit macht sie sich dafür stark, dass indigene Gemeinschaften sich wieder mit ihrem Land verbinden und die Kontrolle darüber zurückerlangen – dazu gehört auch die Entscheidung über Bauprojekte wie Pipelines, die durch ihre Gebiete verlaufen.
In dem Bewusstsein, wie bedeutsam es ist, auf angestammtem Land zu leben, zog Huson 2010 in eine Blockhütte auf dem Territorium ihres Volkes in Talbeetskwa, am Morice River in British Columbia. Seitdem ist sie die Koordinatorin des Unist’ot’en-Camps, zu dem inzwischen auch ein Zentrum gehört, dass sich der Heilung kolonialer Traumata widmet.
Das Unist’ot’en-Camp ist heute der wichtigste Anlaufpunkt für Menschen, die sich gegen den Bau der Coastal GasLink-Pipeline wehren.
Husons ganzheitlicher Ansatz, mit dem die Kultur und das Land der indigenen Bevölkerung zurückgewonnen und deren Rechte durchgesetzt werden sollen, steht in krassem Gegensatz zu den grausamen Verbrechen an indigenen Völkern in Kanada, die in den vergangenen Monaten vermehrt aufgedeckt wurden. Indem sie indigene Menschen wieder mit ihrem angestammten Land verbunden hat, hat Huson entscheidende kulturelle Erneuerungsprozesse angestoßen.
Legal Initiative for Forest and Environment (Indien)
Die Organisation Legal Initiative for Forest and Environment (LIFE) nutzt kreative juristische Mittel und Verfahren für mehr Umweltschutz. LIFE unterstützt und befähigt lokale Gemeinden, sich gegen übermächtige Interessen zu wehren und Mitspracherecht bei der Entscheidungsfindung zu erlangen. Gleichzeitig dienen die Verfahren dazu, juristische Institutionen zu stärken und Gesetze zu reformieren.
Die Rechtsanwälte Ritwick Dutta und Rahul Choudhary gründeten LIFE 2005 im Bewusstsein um den unzureichenden Zugang zu Rechtsmitteln im Umweltschutzbereich. Heute gehören die Jurist*innen der Organisation zu den führenden Anwält*innen für Klagen im Namen der Allgemeinheit (Public Interest Litigation) in Indien. LIFE hat Gemeinden in Indien dabei unterstützt, sich gegen Vorhaben zur Wehr zu setzen, die zu den größten Bedrohungen für die Umwelt zählen, etwa dem unrechtmäßigen Bau umweltschädlicher Anlagen oder die Abholzung von Wäldern.
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