Auch in dieser Zeit von Krieg und Zerstörung braucht es Zeichen von Hoffnung und Zukunft. Deshalb berichte ich heute über den „Waldmacher“ Toni Rinaudo und den Filmemacher Volker Schlöndorff.
„Ich glaube fest daran, dass Afrika mit den richtigen Anbaumethoden leicht die Welt ernähren könnte.“ Ein gewagtes Statement? Das findet der australische Agrarwissenschaftler Tony Rinaudo nicht. Er bekräftigt seine Aussage im Film. Auf ein ungläubiges „Ja?!“ antwortete er selbstbewusst: „Ja, natürlich!“
Tony Rinaudo hat 2018 den Right Livelihood Award bekommen für sein Arbeit in Afrika. Dort hatte er im Wüstenboden lebensfähige Wurzeln entdeckt und ist seit Jahrzehnten dabei, durch Aktivierung und Pflege dieser Wurzeln entwaldete und extrem trockene Regionen wieder aufzuforsten. Ohne einen einzigen Baum zu pflanzen.
Der deutsche Regisseur Volker Schlöndorff hat, inspiriert durch die Verleihung des „Alternativen Nobelpreises“ an den Australier, einen Dokumentarfilm über ihn gedreht, der er jetzt in den Zeise-Kinos in Hamburg auf seiner Premierentournee durch 44 Kinos zeigte. Der Oskar-Preisträger Schlöndorff (1979 „Die Blechtrommel“, 1991 „Homo Faber“), den ich aus meiner Zeit als Kulturpolitikerin im Deutschen Bundestag kenne, war selbst vor Ort.
MENSCHEN MACHEN ERDE WIEDER FRUCHTBAR
Tony Rinaudo wird im Niger, wo er überwiegend arbeitet, freudig von der Landbevölkerung empfangen. Sein Erfolgsgeheimnis dürfte sein, dass er nicht als weißer Mann kommt und den Bewohnern der kargen Regionen seine Lösung vor die Nase setzt, sondern dass er die Menschen mitnimmt auf dem Weg der Wiederbewaldung. Er ist der Meinung: Wenn Menschen es waren, die ganze Landstriche durch Abholzung zur vermeintlichen Wüste gemacht haben, dann braucht es Menschen, die sie wieder fruchtbar machen. So zeigt er der Landbevölkerung, wie sie die Wurzeln und Triebe beschneiden müssen, um die Bäume wieder wachsen zu lassen.
Inzwischen sind 50.000 Quadratkilometer Land allein im Niger mit mehr als 200 Millionen Bäumen wieder begrünt. Rinaudo hat mit seiner Arbeit eine Bewegung begründet, die die Sahel Region wieder fruchtbar macht. Denn die neuen Bäume spenden Schatten, schützen den Boden vor Erosion, produzieren Humus und machen Ackerbau wieder möglich.
FRAUEN HABEN EINE WICHTIGE ROLLE
In der Right Livelihood Stiftung waren wir 2018, als wir die Preisträger auswählten, gleichermaßen beeindruckt von der Einfachheit, mit der ein Leben im Einklang mit der Natur wieder möglich wird, und von dem unermüdlichen und positiven Engagement Rinaudos, der ein Freund der Landbevölkerung geworden ist. Beides, und besonders die wichtige Rolle der Frauen, porträtiert Volker Schlöndorff sehr stimmungsvoll in seiner Dokumentation.
Wie Tony Rinaudo in seiner jahrzehntelangen Arbeit wurde auch Schlöndorff in drei Jahren Drehzeit in die Lebenswelt der Menschen in Afrika hineingesogen. So wird die Dokumentation über Rinaudo auch eine Dokumentation über Lebensfreude, Schaffenskraft und Völkerverständigung. „Ich habe Optimismus gelernt“, sagt der Regisseur in einem NDR-Interview anlässlich der Premiere des Films in den Hamburger Zeise-Kinos. Der Film ist ab jetzt in deutschen Kinos zu sehen.
Kinotrailer auf Youtube
Porträt von Tony Rinaudo auf der Website der Right Livelihood Stiftung
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