159 Bewerbungen aus 67 Ländern – vier davon haben wir 2025 ausgewählt als Trägerinnen und Träger des Right Livelihood Awards – auch bekannt als „Alternativer Nobelpreis“. Sie alle arbeiten gegen den unglückseligen Trend der Spaltung und Autokratie. Alle vier – und die Menschen, die hinter ihnen stehen – sind überzeugt im Einsatz für eine lebendige Demokratie und gemeinschaftliches Handeln, für Klimaschutz und Menschenrechte.
Die Preisträger sind:
- Pacific Islands Students Fighting Climate Change (PISFCC, Ozeanien) und Julian Aguon (Guam), „weil sie Klimagerechtigkeit vor den Internationalen Gerichtshof (IGH) gebracht haben, um Staaten rechtlich zum Klimaschutz zu verpflichten.“
- Justice For Myanmar, „für ihren Mut und ihre bahnbrechenden Recherchen, die die internationale finanzielle Unterstützung für die korrupte Militärjunta aufdecken.“
- Audrey Tang (Taiwan), „für den visionären Einsatz digitaler Technologien zur Stärkung der Demokratie, Einbindung der Zivilgesellschaft und Überwindung gesellschaftlicher Spaltung.“
- Emergency Response Rooms (Sudan), „weil sie inmitten von Krieg und Staatszerfall gemeinschaftliche Nothilfe für die würdevolle Versorgung von Millionen von Menschen aufbauen.“
Obwohl ich mich seit nunmehr 40 Jahren ehrenamtlich für den „Alternativen Nobelpreis“ engagiere, beeindrucken mich die Persönlichkeiten, die wir auszeichnen, jedes Jahr aufs Neue. Dieses Mal fasziniert mich besonders Andrey Tang aus Taiwan, die es geschafft hat, die Digitalisierung für etwas rundum Positives zu nutzen. In Taiwan hat ihre Arbeit entscheidend zur Transparenz des Regierungshandelns beigetragen und damit das Vertrauen in die Regierung erheblich gestärkt. Hatten 2014, als Tang anfing, nur 9 Prozent der Bürgerinnen und Bürger des Landes Vertrauen in die Regierung, waren es 2020 mehr als 70 Prozent. Über vTaiwan können Bürgerinnen und Bürger inzwischen sogar an der Gesetzgebung mitwirken. Audrey Tang war bis 2024 Digitalministerin von Taiwan. Inzwischen arbeitet Tang zusammen mit Regierungen, zivilgesellschaftlichen Gruppen und Tech-Plattformen, um Menschen zu befähigen, ihre Zukunft selbst mitzugestalten. In Asien, Europa und den USA werden ihre Methoden adaptiert. Vorgestellt wurde Audrey Tang auf unserer jährlichen Vorstellung der Preisträger im Kulturhaus in Zürich von Lorenz Hilty, der bis 2024 die Professur für Informatik und Nachhaltigkeit an der Universität Zürich innehatte.

Audrey Tang. Copyright: CC0
Auch Elisabeth Stern von den Klimaseniorinnen Schweiz war zu Gast, um die „Pacific Islands Students Fighting Climate Change“ vorzustellen. Die Klimaseniorinnen hatten 2024 in einem Urteil vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte Recht bekommen, dass die Schweiz das Recht auf Klimaschutz verletze, weil es nur unzureichend Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung ergreife. Die engagierten Frauen im Rentenalter sehen in ihrem Sieg vor Gericht einen Sieg für alle Generationen und sind darum solidarisch mit den jungen Leuten aus dem pazifischen Raum, die für die gleichen Rechte eintreten.

Pacific Islands Students Fighting Climate Change. Copyright: PISFFC
Erstmal haben wir in diesem Jahr einen Preisträger, zu dem es kein Gesicht gibt. Es wäre für die Aktivisten von „Justice For Myanmar“ zu gefährlich, sich zu zeigen, ihre gesamte Arbeit läuft anonym. Denn: Sie legen sich nicht nur mit der Miltärjunta in Myanmar an, sondern auch mit deren Unterstützern aus Politik und Wirtschaft weltweit. Ihre wichtige Arbeit: Sie decken internationale Geldströme auf und konnten so schon Strafverfolgungen anstoßen. Durch die Wahrheit wollen sie die Machtstrukturen ihres Landes zum Einsturz bringen.

Symbolbild Justice for Myanmar. Copyright: Justice for Myanmar
Mit Gesine Krüger von der Universität Zürich war bei der Verkündung in der Schweiz eine Afrikakennerin zu Gast, die unsere Preisträger aus dem Sudan vorstellte. Das Netzwerk „Emergency Response Rooms“ knüpft im Sudan an die lokalen Traditionen gegenseitiger Hilfe an und ist mit Nothilfeanlaufstellen in allen 18 Bundesstaaten des Sudan aktiv. Sie leisten daher wertvolle Arbeit dort, wo viele internationale Organisationen oft nicht mehr hinkommen. Dazu gehört neben medizinischer Versorgung etwa die Verteilung von Lebensmitteln, Bildungsarbeit und psychosoziale Unterstützung.

Emergency Response Rooms. Copyright: LCC- Emergency Response Room of North Kordofan
Bei all den Kriegen auf der Welt, den Konflikten im Nahen Osten oder den sich autoritär entwickelnden Strukturen im der ältesten Demokratie der Welt könnte man den Mut und den Glauben an das Gute im Menschen verlieren. Doch Beispiele wie diese und die vielen Preisträgerinnen und Preisträger aus den Jahren zuvor belehren uns eines Besseren: Im Grunde sind wir Menschen zutiefst mitfühlende Wesen, die ihre Gemeinschaft brauchen und sich in ihr sicher und wohl fühlen möchten. Jene, die sich aktiv dafür einsetzen, benötigen unser aller Unterstützung, um mehr Präsenz zu bekommen und ihre wichtige Arbeit auch in Zukunft fortsetzen zu können.

Monika Griefahn GmbH
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