Pressemitteilung zum erfolgreichen Cradle-to-Cradle-Kongress in Lüneburg
Viele gute Beispiele für eine Welt ohne Abfall beim zweiten Cradle to Cradle Kongress in Lüneburg „Es gibt sie, die Lösungen für zahlreiche Herausforderungen unserer Zeit. Aber es braucht mehr Menschen mit dem Mut, ihre guten Ideen umzusetzen.“ – Das war das zentrale Ergebnis des zweiten Cradle to Cradle Kongresses, der am vergangenen Samstag in Lüneburg über die Bühne ging. An der Leuphana Universität trafen sich in einer bunten Mischung aus engagierten, kreativen Menschen auch jene Pionier-Unternehmen und – Organisationen, die bereits Lösungen anbieten – so zum Beispiel Vertreter der Firma Werner & Mertz, bekannt durch die Reinigungsprodukte der Marke „Frosch“, oder Helmy Abouleish als Verfechter und Praktiker einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Dass selbst Politiker dem C2C-Designkonzept nicht mehr abwehrend gegenüberstehen, zeigte sich in einer Diskussionsrunde mit dem niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel (Bündnis 90/Die Grünen) und dem Bundestagsabgeordneten Michael Thews (SPD). Fazit der Veranstalter: Es waren inspirierende Diskussionen, und rund 600 Teilnehmer sind mit dem Gefühl nach Hause gegangen, dass sie die Welt positiv verändern können.
Die Schirmherrschaft haben erneut die Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks und Prof. Dr. Sascha Spoun, Präsident der Leuphana Universität, übernommen. Nach dem fulminanten Auftakt im vergangenen Jahr schafften die Veranstalter, der Cradle to Cradle e.V. es mit der zweiten Auflage, den Kongress als bedeutende Plattform für den Gedankenaustausch zur C2C Denkschule zu etablieren. Das zentrale Anliegen ist, Akteure mit guten Ideen und Fähigkeiten aus allen gesellschaftlichen Bereichen zusammenzubringen und an Lösungen dafür zu arbeiten, wie Menschen einen positiven Fußabdruck auf der Erde hinterlassen können.
Cradle to Cradle, übersetzt „von der Wiege zur Wiege“, steht für kontinuierliche Stoffkreisläufe und positiv definierte Materialien, die für Mensch und Umwelt gesund sind. Das Konzept umfasst die Nutzung erneuerbarer Energien, um Kreisläufe zu ermöglichen. In einer Cradle to Cradle Welt gibt es keinen Abfall, da alle Produkte bereits während der Konzeption aus gesunden und kreislauffähigen Materialien erdacht sind und durch neue Geschäftsmodelle clever in sortenreinen Materialpools geführt werden. Cradle to Cradle versteht sich als Qualitäts- und Innovationskonzept.
Der Cradle to Cradle e.V. verfolgt ein Ziel im Besonderen: Die C2C Denkschule in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu etablieren. Dies tut er mit einer breit aufgestellten Bildungs- und Vernetzungsarbeit, in deren Rahmen der alljährliche Kongress zentraler Dreh- und Angelpunkt ist. In der C2C Denkschule steht der Mensch im Fokus. Menschen werden hier als Nützlinge betrachtet, die einen positiven Fußabdruck hinterlassen können. Statt sich immer nur darauf zu konzentrieren, „weniger schlecht“ zu sein, soll das menschliche Handeln darauf gerichtet sein, etwas Positives zu bewirken.
Diese Denkweise lag in Lüneburg buchstäglich in der Luft – von Pessimismus und Weltuntergangsstimmung keine Spur. Schon in der Begrüßung lobte die Vorsitzende des Cradle to Cradle e.V., Dr. Monika Griefahn, die Vielfalt in der Zuhörerschaft – von Studierenden bis hin zu den Chefetagen international agierender Unternehmen war alles vertreten.
Zukunftsforscher Matthias Horx stimmte die Gäste mit einer – wie er es nannte – “liebevollen Provokation” auf das Thema ein. Seinen Ausführungen nach sei Weltuntergangsstimmung eine Atmosphäre, in der es sich trefflich verweilen ließe. Bevor der Mensch die Welt zugrunde gerichtet habe, noch einmal mit einem SUV über die Straße brausen, das sei doch feiner, als nach Lösungen für den Klimawandel zu suchen. Er forderte einen „ökologischen Hedonismus“, eine „lustbetonte Ökologie“ und mahnte: „Wer sich zu sehr auf das Problem fixiert, der findet die Lösung nicht.“
Dr. Verena Metze Mangold, die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission, nahm die Zuhörer mit auf eine Zeitreise der Kulturpolitik: Eine Änderung der Kultur wichtig. Metze-Mangold betonte, dass Kulturgüter zwar handelbar seien, aber auch „vehicles of value“. Kultur und kulturelle Vielfalt würden über die Konvention zur kulturellen Vielfalt geschützt und entwickelt.
Eine intensive Diskussion über Ernährung und Ernährungssicherung spannte sich über anderthalb Stunden in einer weiteren Diskussionsrunde. Gutes Beispiel war das Projekt Sekem, dessen Geschäftsführer Helmy Abouleish aus Ägypten angereist war. Sekem wirtschaftet seit Jahrzehnten auf großen Flächen biologisch-dynamisch. „Es läuft gut, jeder lobt unsere Herangehensweise. Warum ist sie dann noch nicht Mainstream?“ fragte Abouleish, dessen Ziel es ist, dass die gesamte ägyptische Landwirtschaft einmal biologisch-dynamisch arbeiten soll. Er stellte damit die Frage, die sich durch alle Foren zog: Warum ist es so schwer, gute Beispiele aus der Nische zu bekommen?
In den Wirtschaftsforen diskutierten darüber zum Beispiel Timothy Glaz, Leiter Corporate Affairs bei Werner & Mertz, und Michel Giannuzzi, Geschäftsführer der Tarkett Gruppe. Beide haben den Gedanken einer positiven Wirtschaftsweise schon seit Jahrzehnten integriert und sich nun mit dem Ziel, Produkte nach dem Cradle to Cradle Konzept herzustellen, einer neuen Herausforderung gestellt. „Cradle to Cradle bedeutet, die Perspektive zu ändern“, sagt Timothy Glaz. Man müsse Recycling von Anfang an mitdenken. Und C2C Pionier Prof. Dr. Michael Braungart stellt fest: “Wenn Sie etwas komplett Neues machen, konkurrieren Sie mit perfekt optimierten Produkten aus dem derzeitigen, falschen System.“ Das mache es schwer, Innovationen in den Markt zu bringen. Die Unternehmer lobten unterdessen die Offenheit des C2C-Konzeptes und die Bereitschaft der Pionier-Unternehmen, ihre Erfahrungen und Entwicklungen zu teilen. Darin sahen sie die große Chance dafür, dass C2C sich weiter durchsetzt.
In einer munteren Abschlussrunde mit gesellschaftlich sehr engagierten Akteuren wie Jakob von Uexküll, dem Gründer des World Future Councils, Francoise Wilhelmi de Toledo, Ärztin und Leiterin der Buchinger Wilhelmi Klinik, und dem “Ritter Sport”-Unternehmer Alfred T. Ritter ging der Kongress zu Ende. Die Ausstellungsstände mit Glasflaschen und ökologischem Tee, der Cradle to Cradle Online-Shop Cradlelution und die Quellwasser-Tankstelle packten ein, dann ging es zum vegetarischen Büffet. Und wer noch Energie hatte, tanzte bis spät in die Nacht.
Kongress 2016
Nach dem Kongress ist vor dem Kongress: Mit wichtigen Themen und guten Beispielen wird der Cradle to Cradle Kongress am 24. September 2016 wieder an der Leuphana Universität in Lüneburg stattfinden.
Fotos: Hannes Harnack, www.fotografiemh.de
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