Designer Sören Jungclaus, Treffpunkt Innovation am ISI-Gründerzentrum Buchholz. Foto: ISI
„Wie gutes Design wirkt und Unternehmen verändern kann“ lautete der Titel eines Vortrags im Buchholzer Gründerzentrum ISI. Gespannt gingen wir hin – wollten doch mal sehen, was ein Verpackungs- und Industriedesigner unter „gutem Design“ versteht. Wir wurden gut unterhalten, und informativ war es auch, aber leider, leider spielte Cradle to Cradle beim Vortragenden Sören Jungclaus keine Rolle.
Gleichwohl erhielten die Zuhörer im voll besetzten großen Seminarraum des ISI – der mit dem echten Moos an den Wänden – spannende Einblicke in die Entstehung von Ideen. Jungclaus, der 15 Jahre lang Chefdesigner bei Hadi Teherani war und nun in Hamburg selbstständig ist, plauderte aus dem Nähkästchen. Wie er mit der Firma Interstuhl einen „schwebenden“ Bürostuhl umsetzte.
Der schwebende Bürostuhl
Die Firma hatte viel Geld in das Design des Stuhls gesteckt, dessen Technik voll und ganz in der Sitzfläche verschwand und so sehr puristisch daherkam. Doch bei der Entwicklung der Rollen mit dem Loch in der Mitte, die 120.000 Euro kosten sollten, streikte der Firmenchef. Keck sagte Jungclaus, dass man doch nicht einen Designer-Anzug kaufen und dann die alten Schuhe dazu anziehen könnte – und bekam das Go.
Zeug zum Erbstück
Es waren solche Geschichten, die den Vortrag unterhaltsam machten. Doch was ist für den Designer nun „gutes Design“? Er setze auf Langlebigkeit, sagte Jungclaus. Die Materialien und Konstruktionen, die er wähle, sollten das Zeug zum Erbstück haben, dann sei das gutes Design. Die Frage der Wiederverwertbarkeit sei aber bei den Kunden inzwischen auch angekommen. „Das spielt eine deutlich größere Rolle als noch vor zehn Jahren, aber die Dinge dauern ihre Zeit“, so Jungclaus. Die Cradle-to-Cradle-Anhänger im Publikum hätten sich da eine deutlich aktivere Rolle auf Seiten des Designers – oder der Designer generell – gewünscht.
Welches Produkt beeindruckte am meisten? Vielleicht das Designer-Vogelhäuschen in Tropfenform. Das musste, bevor es nach der Entwicklung auf Papier und in der Werkstatt zum Verkaufsschlager wurde, erst einmal den Praxistest bestehen. Meisen, so zeigte sich, waren von dem Design wirklich beeindruckt – und damit auch Gartenbesitzer und Vogelfreunde.
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