Es war eine schöne Erfahrung, für meine Teilnahme am zweiten Aschersleber Architekturtag in der ältesten Stadt von Sachsen-Anhalt zu sein – in Aschersleben eben. Obwohl von ehemals 40.000 auf rund 20.000 Einwohner geschrumpft, gibt es ein reiches Kulturleben und engagierte Unternehmen dort. Einige davon durfte ich kennenlernen, und insbesondere Holger Sasse von der Firma Novo-Tech hat ein spannendes Produkt vorgestellt: Megawood. Mit diesem innovativen Produkt hat er sich eine Führung auf dem deutschen und europäischen Markt erarbeitet.
KEIN DOWNCYCLING
Megawood ist ein hartes Material, das zum Beispiel für Terrassenböden oder als Zaunelement eingesetzt wird. Es besteht bis zu 75 Prozent aus Naturfasern – Holz – und zu 25 Prozent aus Polymeren und Additiven, also künstlichen Substanzen.
Fürs Recycling können die Elemente wiederaufbereitet und erneut in den normalen Produktionsprozess gegeben werden. Damit erfüllt das Material zwar nicht den Anspruch der sortenreinen Trennbarkeit, wie Cradle to Cradle ihn beansprucht. Aber es wird nicht downgecycelt, sondern bleibt von hoher Qualität und ist wieder einsetzbar in einem hochwertigen Produkt. Damit kommt es dem Cradle to Cradle Gedanken schon sehr nah.
Holger Sasse war auch der Gastgeber des Architekturtags und hatte mit einem attraktiven Programm eine interessante Zuhörerschaft in sein Werk gelockt. So gab es neben drei Vorträgen, wie etwa dem des Architekten Prof. Arno Lederer, auch eine persönliche Führung des Malers Neo Rauch durch seine aktuelle Ausstellung in seiner Grafikstiftung. Mit rund 20 Kollegen hat er die neue Schau kuratiert.
UNTERNEHMER DENKEN NACH
In vielen Gesprächen bin ich mit dem Cradle to Cradle Konzept auf offene Ohren gestoßen. Kein Zweifel: Die Unternehmer und Produktentwickler von heute machen sich viele Gedanken darüber, wie sie schadstofffrei, umwelt- und gesundheitsfreundlich produzieren können. Und sie denken ganzheitlich: So etwa der Rauhfasertapeten-Hersteller Erfurt: Das Unternehmen besitzt an sich ein wiederverwertbares Produkt. Es wird aber deutlich schlechter bis gar nicht mehr recyclebar, wenn Farben oder Kleber aufgetragen werden – was ja normalerweise der Fall ist. Hier also müssen dringend Innovationen folgen.
Mein persönliches Highlight an diesem Tag war, dass ein Vertreter der Stadtverwaltung Aschersleben nach meinem Vortrag auf mich zukam und mir zu meinen Ausführungen gratulierte. Er sagte, er habe im Vorfeld schon die Augen gerollt, als er die Ankündigung gelesen habe – ein Vortrag von so einer „grünen Tante“. Dann aber war er positiv überrascht von dem konstruktiven und innovationsfreundlichen Ansatz Cradle to Cradle. Kein Wunder, Cradle to Cradle gibt auch den Kommunalverwaltungen eine Fülle von Anregungen, Entscheidungen zu treffen, die gut für Umwelt und Gesundheit sind. Außerdem wohnt dem Ansatz ein positives Menschenbild inne – eines, das den Menschen als Nützling beschreibt. Ich berichtete von der Cradle to Cradle Gemeinde Straubenhardt in Baden-Württemberg und regte an, dass auch Aschersleben eine „C2C-Stadt“ werden könnte. Man darf gespannt sein!
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